Der richtige Zeitpunkt #2: Wie strukturierst du Schreibtage?

Der richtige Zeitpunkt #2: Wie strukturierst du Schreibtage?

Als ich das Experiment gestartet habe, mehrere Buchprojekte gleichzeitig zu bearbeiten, war mir klar, dass meine Schreibtage gut geplant sein sollten. Aber wie mache ich es am besten und finde den optimalen Weg?

Funktionieren mehrere Buchprojekte gleichzeitig?

Entgegen aller Vernunft habe ich ein Experiment für mich selbst durchgeführt: Klappt es, mehrere Buchprojekte parallel zu bearbeiten? Die Antwort ist zwiespältig. Ja und nein. Ein Schreibratgeber neben dem Hauptprojekt, einem Roman, ist möglich und realisierbar. Zwei Romane gleichzeitig? Nein.

Warum nicht? Jeder Tag hat 24 Stunden und ich arbeite hauptberuflich bis 19 Uhr abends. Hätte ich den ganzen Tag Zeit fürs Schreiben, sähen meine Schreibtage anders aus. Dann nämlich könnte ich sie Hälfte/Hälfte aufteilen. Ja, ich könnte jeden Tag x Stunden festlegen, um an Buchprojekt A und B zu arbeiten. Doch in der Praxis hat genau das nicht funktioniert, schließlich waren die verfügbaren Stunden zu kurz.

Lieber habe ich einen Tag am Schreibratgeber gearbeitet und dann wieder am Roman, aber gemischt habe ich es nur selten. In dem Zusammenhang ist mir die Struktur oder der Mangel daran aufgefallen. Meine Schreibtage waren automatisch strukturiert, nicht zuletzt aufgrund eines Ziels:

Ich werde jeden Tag mindestens 1.555 Wörter schreiben, um meinen Ersten Entwurf innerhalb von 45 Tagen zu schaffen. Ich werde keinen Tag weniger als 1.555 Wörter schreiben.

Das Buchprojekt gab die Struktur vor

Das klingt etwas an den Haaren herbeigezogen, aber „Liebe der Todesnacht“ (Roman-Buchprojekt) hat dominante Merkmale entwickelt und mich in seinen Bann gezogen. Die Struktur der Schreibtage ergab sich aus drei Faktoren: reguläre Arbeitszeit, Motivation und Inhalt der Geschichte.

Arbeitszeit
Jeden Tag habe ich regulär gearbeitet und mittags meine Mittagspause gehabt. An jedem der Schreibtage habe ich sowohl in der Mittagspause geschrieben und abends die Arbeit ab ungefähr halb neun/neun Uhr bis ungefähr halb zwölf fortgesetzt.

Motivation
Ich brannte für die Geschichte von Miles und Kira und zog mich an einzelnen Szenen hoch, die ich unbedingt schreiben wollte. Der Weg zu ihnen war von Erfolg gekrönt, sodass ich innerhalb von 18 Tagen meinen Buchentwurf mit 70.000 Wörtern fertigstellte. Diese Schreibtage waren geprägt von Motivation für den Roman, nicht den Schreibratgeber. Hätte ich jene besondere Schreibtage zum Fortführen des Schreibratgebers genutzt, wäre das nichts geworden.

Inhalt der Geschichte
Deckt sich eigentlich mit der Motivation, denn ich wollte meine Schreibtage nicht bloß mit Wörtern füllen. Sondern mit Emotionen, der Lust auf gewisse Szenen, Konflikte und Meilensteine (zweiten Akt, Midpoint, dritten Akt erreichen und so).

Wie finde ich die Struktur für Schreibtage?

So einfach ist das nicht zu beantworten. Aus Erfahrung rate ich dir, im Vorfeld nicht zu viel zu planen. Es kommt anders und besser. Kommen keine äußeren Faktoren hinzu, wie Krankheit, Unfall oder Überstunden, ergibt sich die Struktur wie von Geisterhand. Schreibtage sind weder länger noch kürzer als gewöhnliche Tage.

Anfangs dachte ich, es wäre eine geniale Idee, meinen persönlichen „Miracle Morning“ einzuführen. Schlechte Idee. Warum? Neunzig Minuten waren für den Roman vorgesehen. In der Praxis haben meine Schreibtage ein größeres Zeitfenster als neunzig Minuten. Würde ich tatsächlich so früh aufstehen, wie zuerst vorgesehen, fielen die Schreibtage kürzer aus, da ich schlafen müsste.

Spätestens nach ein paar Tagen wirst du ein Gefühl für deine Schreibtage aufbauen und kannst dir Gedanken über Strukturen machen. Ist der Erste Entwurf fertig, kannst du zurückblicken und beim nächsten Mal die Schwächen angehen.

Ich habe beispielsweise ein Tagebuch geführt, meine Erfolge aufgezählt und Ziele für den folgenden Tag festgelegt. Das steigerte meine Motivation sowie den Ehrgeiz und meine Schreibmomente füllten mich mit positiven Gefühlen.

Warum sollte dir das nicht gelingen? Schreibtage haben keinen programmierbaren Zeitpunkt, sondern er findet dich. Hör nur gut zu, sperr deine Lauscher auf und du wirst erfolgreicher denn je werden. Kombiniere deine Motivationstechniken mit den handwerklichen Techniken des kreativen Schreibens!


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Über Marcel Niggemann

Marcel Niggemann ist als Kaufmann im Einzelhandel in einer PC- und Multimedia-Abteilung tätig. Er weist eine über 20-jährige Erfahrung im EDV-Sektor auf. Seit 2008 veröffentlicht er Romane sowie Ratgeber und führt seit 2017 diesen Blog.