Die Katastrophe beim Schreiben - wie stoppe ich sie?

Die Katastrophe beim Schreiben – wie stoppe ich sie?

Meine persönliche Katastrophe beim Schreiben habe ich jüngst am eigenen Leib erlebt und stecke noch immer mitten im Buchprojekt – genauer beim Ersten Entwurf. Die Welt dreht sich weiter, doch das ändert nichts an den Hindernissen, die sich uns Autoren mitunter in den Weg stellen.

Wie sieht die Katastrophe beim Schreiben aus?

Ich dachte anfangs, dass 50.000 Wörter im November ein Kinderspiel würden. Über meine Probleme habe ich ja bereits berichtet und wie lange sich die Buchplanung gezogen hat. Jetzt stecke ich gelegentlich wieder in der Buchplanung drin, habe mein Tagesziel auf 500 Wörter herabgesetzt und erziele die größten Fortschritte meines Lebens – nicht. Zuletzt habe ich vier oder fünf Tage nicht einmal die 500 Wörter geschrieben, wenngleich ich dafür nur knappe zwanzig Minuten benötige.

Dass ich den Ersten Entwurf nicht im November abschließen würde, war mir klar. Mein Ziel war auch nicht, alles abzuschließen, sondern den NaNoWriMo 2020 erfolgreich zu beenden. Dieses Ziel habe ich mit etwas mehr Mühe und Aufwand erreicht. Nun aber zeichnet sich etwas anderes ab: Erschöpfung.

Also sieht die Katastrophe beim Schreiben im Moment so aus: Pausen rauben Schreibzeit. Müdigkeit tötet Kreativität. Der Alltag ist krass und anstrengend, gefüllt mit Dutzenden Kundendiskussionen für Dinge, auf die wir als Verkaufspersonal und Einkäufer keinen Einfluss haben. Kommen Aussagen wie “dann bestellen Sie doch mal mehr, ist doch Ihr Job und kann nicht so schwer sein”, kann man nicht mehr kontern. Ob wir nun 100 oder 1 Million Tablets bestellen – liefert der Hersteller nicht, bleibt es bei 0. Allgemein ist die Nachfrage viel zu hoch und niemand kann schnell genug produzieren, damit die Nachfrage befriedigt wird. All die Diskussionen fordern irgendwann ihren Tribut. Und glauben tun uns die Kunden das oft nicht.



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Welche Gegenmaßnahmen gibt es?

Geht es dir wie mir/uns, bleibt nicht viel über. Unser Energielevel sinkt, die Belastung steigt. Wir sollten uns nicht aufregen. Wir sollten alles gelassen nehmen. Irgendwann aber ist ein Maß erreicht, bei dem wir nicht mehr cool bleiben (können), der Druck ins Unermessliche klettert, bis der Kessel platzt. Uns innerlich aufregen, wenn der Cortisolspiegel soweit steigt, dass Schlaf zur Mangelsache wird, weil wir immer mehr im Kopf haben.

Doch es gibt Licht in der Finsternis: Erlebst du die Katastrophe beim Schreiben, überlege dir mal, woran es liegt. Die Zeit ist nicht easy, beim nächsten Mal aber haben wir die Erfahrungen und können sie uns zunutze machen. Ist auch beim Lockdown so gelaufen.Schritt für Schritt perfektionieren wir unseren Arbeitsablauf. Schließlich wollen wir den Ärger vor der Entstehung verhindern. Das gelingt nicht nur durch geeignete Tools, vielmehr ist unser Mindset entscheidend und die Zeit, die wir vorher in Planungen investieren.

Beispielsweise helfen Prozessoptimierungen gegen den Stress. Erreichen wir mehr in kürzerer oder zumindest derselben Zeit, ist uns geholfen. Fortschritte brauchen nicht eine ganze Arbeitsstunde, oft genügen uns wenige Minuten für maximale Erfolge. Denn all diese kleinen Minuten addieren sich zu einem Monstrum an Output. Ergeben sich doch mal freie Zeitfenster, stopfen wir sie entweder mit Kleinigkeiten voll, die wir im Handumdrehen erledigen, oder entspannen mal. So wirken wir der Katastrophe beim Schreiben entgegen.



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Bin ich zu optimistisch?

Mit konstanter Boshaftigkeit geben wir uns stets zu wenig Zeit für die Aufgaben, gehen davon aus, dass wir sie schneller erledigen. Da ich von Unterbrechungen ausgehe und nicht von ihnen verschont bleibe, plane ich mindestens die Hälfte mehr an Zeit ein. Daraus ergeben sich Pufferzeiten. Leider reichten auch die nicht, sodass ich ungebremst auf die Katastrophe beim Schreiben wie die Titanic zusteuerte.

Jedoch bin ich mir der Macht kleiner Unterschiede bewusst und nutze sie aktiv. Meine Katastrophe beim Schreiben ließ sich nur schwer vermeiden, dafür kamen zu viele Alltagsdinge dazwischen und das Jahr war alles andere als einfach. Zudem trug meine Fehlentscheidung stark dazu bei, wie alles aus dem Ruder lief, weil ich die Buchplanung zu spät anfing und mir die Vorlage für eine 3-Akt-Struktur einer Serie fehlte. Das kostete eine Woche, die in keiner Zeitplanung berücksichtigt worden war!

Optimismus ist also eine Sache, die wir zwar immer gebrauchen können, manchmal aber schlicht fehl am Platz ist. Bin ich nämlich zu optimistisch, schätze ich alles falsch ein. Bleiben wir lieber ein Quäntchen realistisch und schieben einfach mal eine nicht geplante Woche dazwischen. Kommen wir zur Eingangsfrage zurück: Wie lässt sich die Katastrophe beim Schreiben stoppen? Die Antwort ist im Härtefall simpel: gar nicht. Sie lässt sich abschwächen und mildern, nicht aber auf Knopfdruck stoppen, denn das würde einen ungeheuer großen Schritt und Kraftaufwand erfordern. Für derartige Maßnahmen liefert der Tag hingegen nicht genügend Stunden.

Wie du merkst, schreibe ich heute einfach mal ein paar Gedanken auf, die in den letzten drei, vier Wochen öfters aufkamen. Scrivener ist ein tolles Tool für Autoren, aber es löst nicht alle Probleme, sondern die Hauptaufgabe liegt in unseren Händen: Schreiben. Oder erst die Planung, danach der Schreibprozess.


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Über Marcel Niggemann

Marcel Niggemann ist als Kaufmann im Einzelhandel in einer PC- und Multimedia-Abteilung tätig. Er weist eine über 20-jährige Erfahrung im EDV-Sektor auf. Seit 2008 veröffentlicht er Romane sowie Ratgeber und führt seit 2017 diesen Blog.