Erste Entwurf in 18 Tagen

Erfahrungsbericht #3: Der Erste Entwurf in 18 Tagen

Noch immer bin ich sprachlos, innerhalb von 18 Tagen ist der Erste Entwurf fertig geschrieben und wartet nun auf die umfangreiche Überarbeitung! 18 von ursprünglich 45 angedachten Schreibtagen!

Der Erste Entwurf in 45 Tagen?

Zunächst hatte ich angedacht, meine Erfahrungsberichte sporadisch zu veröffentlichen. Nun aber, da der Erste Entwurf so schnell abgeschlossen wurde, folgt heute der letzte Erfahrungsbericht im Bezug auf die Entwurfsphase. Zunächst hatte ich auch angedacht, der Erste Entwurf würde 45 Tage dauern. Stattdessen verkürzte sich die Schreibzeit auf gerade einmal 18 Tage!

Um dieses Ziel zu erreichen, war viel Arbeit nötig. Gleichwohl war ich so motiviert, dass mich nichts hätte abhalten können, den Entwurf vor Ablauf der Frist zu beenden. Die Geschichte brannte mir auf den Fingern und sie wollte um jeden verdammten Preis raus! Ich konnte sie nicht stoppen. Je mehr mir meine Schreibstatistik zeigte, wie lange ich noch brauchen würde, um fertig zu werden, desto höher sprang die Motivation, täglich mehr zu schaffen.

Einige von euch denken vielleicht, der Erste Entwurf sollte ordentlich sein und gute Formulierungen enthalten. Klar, das tut er automatisch. Aber mit ein paar Tricks bin ich viel, viel, viel schneller geworden als früher. Um mit der Überarbeitung loszulegen, die hilft, alles in Form zu bringen und zu verbessern, brauche ich etwas, mit dem ich arbeiten kann. Der Erste Entwurf darf und soll fehlerhaft sein, Lücken enthalten, Platzhalter und später eine Liste, was korrigiert werden soll. Jeder, wirklich jeder Erste Entwurf ist Mist und wird zahlreiche Korrekturen nötig haben.

Für mich steht dieses Jahr fest, zum ersten Mal im November am NaNoWriMo teilzunehmen. Bis dahin werde ich die Buchplanung für „Schatten der Todesnacht“ erledigen und rechtzeitig loslegen. Eventuell wird es auch ein anderes Projekt, das ebenfalls nicht so viel Planung benötigt.



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Autoren-Tipps, um schneller zu schreiben

Jeder Buchautor steht vor demselben Problem: zu kurze Tage. Kein Tag ist lang genug und sowieso mangelt es an Schreibzeit. Der Erste Entwurf ist gemein, weil er sich einfach nicht von selbst schreiben will. Gesellt sich eine Schreibblockade dazu, ist der Tag gelaufen und die Motivation im Keller. Bevor du anfängst, empfehle ich, den Kopf frei zu machen und wichtige Dinge zuerst zu erledigen. Während der Entwurfsphase habe ich nämlich nicht viel anderes gemacht.

Tipp 1: Fehler sind erlaubt

Der Erste Entwurf darf und soll Fehler enthalten. Egal, ob inhaltliche Fehler, Plotlücken, fehlende Spannung, sich wiederholende Formulierungen und Ereignisse, langweilige Schauplätze, öde Figuren, schwache Dialoge oder Rechtschreibfehler. Wichtig ist, ihn fertigzustellen! Ein leeres Blatt lässt sich nicht verbessern, schlechter Text hingegen lässt sich aufhübschen.

Tipp 2: Weitermachen bei Unsicherheiten

Ihr glaubt nicht, wie oft der Erste Entwurf nur „Er hatte Angst/war wütend/weinte“ enthält oder wie viele Redebegleitsätze meiner Dialoge entfallen werden, weil sie überflüssig sind. Während des Schreibens war mir wichtig, schnell zu arbeiten und solche Platzhaltergefühle später zu integrieren.
Auf der einen Seite ist da nämlich „Show, don’t Tell“. Ich behaupte nur, dass er Angst hat. Zeigen kann ich das in der Überarbeitung (hierfür habe ich einen Extrapunkt auf meiner Buchprojekt-Checkliste; ergänzend zu einer SDT-Liste).
Andererseits verhindere ich, aus dem Flow gerissen zu werden, lange zu grübeln, was er denn nun fühlen könnte und es später doch wieder umzuändern.

Tipp 3: Regelmäßiges Schreiben

Ich habe in der Mittagspause und abends daheim oder im Café geschrieben. Im Regelfall ab ungefähr neun bis halb zehn abends legte ich los und habe bis Mitternacht geschrieben. Danach habe ich beim nächtlichen Spaziergang nachgedacht, wie die Geschichte weitergeht und mir in aller Stille der Nacht Pläne für den nächsten Tag ausgedacht.
Hierdurch förderst du deine Motivation und gewöhnst dich ans Schreiben.

Tipp 4: Ziele setzen

Sowohl zeitlich als auch umfangstechnisch habe ich mir Ziele gesetzt. 45 Tage, 70.000 Wörter und täglich 1.555 Wörter müsste ich schreiben, damit ich mein Ziel umsetze. Meine Motivation steigerte ich allein dadurch, mehr als den Durchschnitt von 1.555 Wörtern erreichen zu wollen und KEINEN Tag darunter zu liegen.
Mein Rekord liegt nun bei über 11.000 Wörtern an einem Sonntag. An dem Wochenende hatte ich mir das (unmöglich erscheinende Challenge-)Ziel gesetzt, den Entwurf zu beenden.
Zur Verfolgung und Kontrolle meiner Ziele habe ich bei Scrivener ein Sitzungsziel sowie Entwurfsziel festgelegt, auf einem DIN A4-Blatt eine Fortschrittstabelle erstellt (male mit einem grünen Stift aus, wie weit ich bin; so habe ich das immer vor Augen!) und am Wandkalender Start- und Enddatum eingetragen. Vom Enddatum aus habe ich die verbleibenden Tage eingetragen, sodass ich jederzeit im Blick hatte, wie viele Tage noch bis zur Fertigstellung übrigblieben. Für jeden erfolgreichen Tag mit mindestens 1.555 Wörtern habe ich einen grünen Haken in den Wandkalender gemalt.
Daneben habe ich noch meine Entwurfskalkulation gefüttert, sodass sie mir stets anzeigt, wie viele Wörter ich pro Stunde schreibe, wie viele Tage ich geschrieben habe, wann ich voraussichtlich fertig bin und ein Diagramm zeigt mir, wie gut ich war.



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Qualität oder Quantität?

Ich glaube, das lässt sich nicht pauschal sagen. Manche mögen es, dass der Erste Entwurf schon gut klingt, andere wollen ihn so schnell wie möglich abschließen und während der Überarbeitungsphase an den entscheidenden Stellschrauben drehen.

Im Falle von „Liebe der Todesnacht“ handelte es sich um ein Experiment, wie viel Planung dem Buchprojekt gut tut oder ihm schadet. Also habe ich nur die wichtigsten Plot-Elemente anhand der 3-Akt-Struktur ausgearbeitet und den Rest per Discovery Writing geschrieben. Dass dies so einfach möglich war, lag auch in der Natur der Geschichte. Sie ist nicht hochkomplex, sodass viele Punkte aus der Planung entfallen konnten. Beispiel? Schauplätze in einem richtigen Horror-Roman sind viel wichtiger – Atmosphäre, Aufbau, Stimmung, Wahrnehmung. In „Liebe der Todesnacht“ stehen die Figuren eher im Vordergrund.

Wie ihr seht, bin ich also für Quantität. Je mehr ich schreibe und je schneller ich den Entwurf fertig habe, desto früher geht die Überarbeitung los. In dieser steigere ich die Qualität. Vorab zählt: Schreiben, schreiben, schreiben (und nicht elendig lang grübeln).

Ich hoffe, ich kann Eure Motivation entfachen, sodass der Erste Entwurf schneller auf dem Papier landet. Habt ihr mal ein solches Erfolgserlebnis wie ich, werdet ihr über eure eigenen Fähigkeiten staunen! Jetzt los, schreibt weiter!


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Über Marcel Niggemann

Marcel Niggemann ist als Kaufmann im Einzelhandel in einer PC- und Multimedia-Abteilung tätig. Er weist eine über 20-jährige Erfahrung im EDV-Sektor auf. Seit 2008 veröffentlicht er Romane sowie Ratgeber und führt seit 2017 diesen Blog.