Häufige Irrtümer und Mythen führen beim Notebook kaufen oft zu falschen Vorstellungen über die Fähigkeiten des Geräts – und das erlebe ich in der Praxis fast täglich. Damit du nicht in die Fußstapfen anderer trittst, möchte ich dir die am häufigsten auftretenden Annahmen gern näherbringen.
Warum die Irrtümer besonders schädlich sind
Nicht nur bedeuten Irrtümer Nachteile für den Käufer, also dich, sondern auch für das Beratungsgespräch. Immer wieder beharren die Kunden darauf, richtig zu liegen und verteidigen ihre Ansichten auf Biegen und Brechen. Würden Verkäufer die Notebooks herausgeben, ohne aufzuklären, käme es zu vielen Missverständnissen.
Schlimmstenfalls ist das „empfohlene“ Notebook dann gar nicht für den vorgesehenen Zweck geeignet und der Kunde kommt wie ein Racheengel zu dir zurück. Für Verkäufer ist es schwierig, nicht wie ein Lehrer herüberzukommen. Es wäre nicht das erste Mal, „halten Sie mich etwa für dumm?“ zu hören …
Oft resultieren die Irrtümer darin, dass Kunden gern das günstigere Notebook kaufen möchten, weil sie beispielsweise nur auf Arbeitsspeicher oder Taktrate des Prozessors achten (laut Kunde: je höher, desto schneller). Da Verkäufer generell nur auf Preis und Umsatz achten, statt den Kunden entsprechend seiner Anforderungen zu beraten, tut es ja auch das günstige Stück.
Klar, es gibt es sie, die „allwissenden Verkäufer“. Mir fiel die Kinnlade herunter, als ich mal in einem Fachmarkt umherschlenderte und folgende sinngemäße Aussage aufschnappte: „Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich mich für das teurere Microsoft Surface Pro 3 entscheiden. Denn seit dem letzten Windows-Update können Sie alle Apps installieren, die es bisher nur auf Ihrem Apple iPad gab. Dazu gehen Sie in den Apple App Store und installieren die Apps auf dem Surface. Das ist ja auch ein Tablet, wie das Apple iPad.“ Der Kunde zog die Stirn zusammen. „Und das geht? Hmm … cool.“
Nein, das geht natürlich nicht! Was hat ein Windows-Update mit der Fähigkeit zu tun, Apples Betriebssystem iOS auf einem Windows-Gerät zu installieren? Nichts. Sofern sich der Kunde für das Gerät entschieden hat, wird er wohl erneut den Verkäufer aufsuchen müssen …
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Die größten Irrtümer beim Notebook kaufen
Irrtum 1: Der Arbeitsspeicher bestimmt die Geschwindigkeit
Nicht ganz falsch, aber viele Kunden machen alles von der Größe des Arbeitsspeichers abhängig. Je mehr Arbeitsspeicher, desto schneller. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß. Der Irrglaube findet seinen Ursprung zu Zeiten des kleinen Arbeitsspeichers:
- Waren früher 64 MB installiert, bedeuteten 128 oder gar 256 MB einen riesigen Sprung nach vorn.
- 1 GB ist zu wenig für moderne Geräte.
- 4 GB solltest du mindestens haben, um anständig arbeiten zu können (besonders bei mehreren geöffneten Anwendungen gleichzeitig).
- Mehr als 8 GB sind für normale Tätigkeiten wie Büroarbeit überflüssig. Inzwischen empfehlen sich 8 bis 16 GB fürs Gaming oder intensive Video- und Fotobearbeitung.
Für deine Entscheidung wichtiger ist die Leistung des Prozessors. Ein Notebook mit 16 GB Arbeitsspeicher ist bei gleicher Ausstattung nicht schneller beim Arbeiten als ein Notebook mit 8 GB.
Irrtum 2: Je höher die Taktrate des Prozessors, umso schneller
Nicht die Taktrate allein entscheidet über die Prozessorleistung. Damals nahm die Geschwindigkeit zu, sobald die Taktrate höher lag. Unser erster Desktop-PC wies eine „enorme“ Taktrate auf: 200 MHz. Zwei oder drei Jahre später waren es schon satte 900 MHz! Leistungszuwachs pur. Die alten Spiele liefen plötzlich superflüssig, wo sie vorher ruckelten.
Heute entscheiden zum Beispiel die Bauweise und Programmierung über die Geschwindigkeit. Wie schnell berechnet der Prozessor die Aufgaben und wie viele kann er gleichzeitig bearbeiten. Natürlich ist eine höhere Taktrate schneller für die reine Berechnung, aber wenn der Rest des Prozessors schlechter ist, dann rettet dir die Taktrate nicht den Tag.
In der Praxis stehen meine Kunden vor 399 Euro-Notebooks und vergleichen den Prozessor mit dem eines 599 Euro-Notebooks. „Der Prozessor hat ja fast eine höhere Taktung und kostet weniger“ – Korrekt, aber hier wurde ein Intel Atom-Prozessor mit einem Intel Core i5-Prozessor verglichen.
Zur Erklärung: Intel Atom-Prozessoren sind für besonders mobile Anwendungen/Geräte gedacht, bei denen nicht viel Leistung, sondern lange Akkulaufzeit benötigt wird. Die Intel Core-Prozessoren (i3, i5 und i7) sind für leistungsfordernde Anwendungsgebiete konzipiert.
Irrtum 3: SSDs sind kurzlebig und anfällig für Fehler
Früher wurden SSDs anders hergestellt, sodass die Lebensdauer zwar länger war als die einer mechanischen Festplatte, aber mit der Zeit starben die Speicherzellen des Flashspeichers durch Verschleiß ab. Zu erkennen war der Fehler an der abnehmenden Größe der SSD. Je mehr Zellen abstarben, desto kleiner wurde die SSD.
Auch heute verschleißen SSDs, aber deutlich langsamer als früher. Man hat ein Verfahren, den sogenannten Wear Leveling-Algorithmus, entwickelt, mit dem die Speicherzellen der Reihe nach beschrieben werden und die SSD sich damit gleichmäßig abnutzt.
Zu Anfangszeiten wurden die Zellen zufällig beschrieben und einige mehr belastet als andere. Die Folge: Datenverlust, weil die Speicherzelle kaputtging und darauf gespeicherte Informationen verschwanden. Das passiert heute nicht mehr!
Irrtum 4: Qualität hat nichts mit dem Preis zu tun
Kommt in der Praxis sehr häufig vor und stimmt leider nicht. Gerade in den günstigsten Geräten wird schwache Technik verbaut, deren Materialqualität nicht für eine lange Lebensdauer ausgelegt ist. Interessanterweise reden viele Kunden von Sollbruchstellen, also vom Hersteller nach einer Zeit gewünschtem Defekt aufgrund einer Auswahl minderwertiger Bauteile.
Immer mehr Kunden wünschen sich „billige“ Notebooks von 200 oder 300 Euro und wundern sich später, wieso das Gerät langsamer als sein Vorgänger ist oder nicht lange hält. Der Preis bestimmt Qualität und technische Ausstattung. „Billig kauft man immer doppelt“ gewinnt Bedeutung. Daher weisen hochwertige Geräte die bessere Verarbeitung auf (nicht nur von innen).
Genau genommen sind die Rechner günstiger als damals. Der Preis hat sich nicht geändert, die Leistung und Umfang der verbauten Technik (WLAN, Bluetooth, USB 3.0, USB-C, HDMI etc.) haben zugenommen.
Irrtum 5: Software ist immer vorinstalliert
Ja, Microsoft Windows ist vorinstalliert und muss nicht separat gekauft werden. Der Preis ist bereits im Notebook enthalten.
Nein, Microsoft Office und Antiviren-Software sind jeweils nur als Testversion installiert. Nur wenigen Geräten liegt eine Lizenz bei, das sind Ausnahmefälle.
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Irrtum 6: Software ist bei anderen Händlern dabei
Sofern es nicht ein Angebot aus der Werbung ist, bei der ein Einzelhändler eine Lizenz zum Kauf dazugibt, gibt es das Notebook auch nicht woanders mit der Lizenz dabei. Viele Kunden glauben, es liege nur am jeweiligen Händler. Dabei verkaufen alle Händler die gleichen Geräte.
Zudem gäbe es rechtliche Probleme aufgrund von möglichen Monopolbildungen und Wettbewerbsrechten (vergleiche hierzu Microsofts Kopplung des Internet Explorers ans Betriebssystem und das daraus resultierte Verfahren).
Irrtum 7: Maus und Tasche sind beim Kauf dabei
Hier verhält es sich wie mit der Software: Angebot aus der Werbung? Dann ja, ansonsten nein. Manchmal gibt es Aktionen bestimmter Hersteller, ansonsten handelt es sich hier um einen sogenannten Ergänzungsartikel. Im Notebook sind Touchpad und Tastatur eingebaut. Wer eine externe Maus haben möchte, der darf sich gerne eine aussuchen.
Und wer denkt, diese müsse vom Verkäufer immer dazugegeben werden, irrt sich leider auch. Das lassen heute die günstigen Preise und der Druck aufgrund des Online-Handels schlicht nicht mehr zu (umsonst haben sich nicht etliche Hersteller vom Notebookmarkt zurückgezogen).
Irrtum 8: Das Notebook ist aufrüstbar
Manche Notebooks erlauben den Tausch des Arbeitsspeichers oder der Festplatte, aber Prozessor und Grafikkarte sind nicht austauschbar. Hierzu müsste die Hauptplatine ebenfalls gewechselt werden. Damit einhergehend die Kühlsysteme des Notebooks, da es sonst zu heiß würde. Und schließlich das Gehäuse, weil es nicht mehr reinpasst. Also nein, sie sind nur begrenzt aufrüstbar. Ein Desktop-PC ist flexibler.
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Irrtum 9: Onboard-Grafik fürs Gaming
Ja, Onboard-Grafikchips haben einen Leistungszuwachs erhalten und sind für viele Anwendungsgebiete ausreichend. Wer hingegen die neuesten Shooter und Computerspiele bei bester Optik genießen möchte, benötigt ein Kraftpaket aus Top-Technik mit eigenständiger Gaming-Grafikkarte. Wer bei einem 500 Euro-Notebook erwartet, intensiv auf höchsten Einstellungen spielen zu können, wird in die Röhre schauen – im Vergleich hat die in meinem Desktop-PC verbaute Grafikkarte schon 479 Euro allein gekostet.
Zur Erklärung: Onboard-Grafikchips kommen in Verbindung mit dem Prozessor. Je leistungsstärker dieser ist, desto bessere Grafikchips sind in der Regel verbaut. Sie beziehen den Grafikspeicher vom Arbeitsspeicher des Systems (bis zu 2 GB). Eigenständige Grafikkarten sind schneller, haben einen eigenen Chip und Grafikspeicher. Sie kommen nicht mit dem Prozessor, sondern werden einzeln hinzugesteckt.
Irrtum 10: Gaming für kleines Geld
Wie beim vorherigen Irrtum ausgeführt, brauchst du ein ordentliches Stück Technik fürs Gaming. Spielst du nur Solitär, reicht das einfachste Teil aus. Sollen es stets aktuelle Titel sein, die a) grafisch was hermachen und b) flüssig laufen sollen, kommst du mit Kleingeld nicht aus. Gerade die Grafikkarte beeinflusst das Zocker-Erlebnis.
Fürs Gaming ist es die Überlegung wert, ob du nicht zum Desktop-PC greifst. Nicht nur in Sachen Leistung profitierst du. Gerade über längere Zeiträume lässt sich die Grafikkarte aufrüsten und die Spiele-Leistung stark steigern. Beim Notebook kaufen bleibt dir bloß der Neukauf.
Ein Beispiel aus der Praxis
Ein Kunde kam zu mir und wir haben uns unterhalten, was er mit dem Notebook machen möchte. Er besaß ein knapp fünf Jahre altes Gerät und bekundete sein Interesse an einem 349 Euro Einstiegsgerät.
„Mittlerweile dauert alles so lange. Ich will damit im Beisein meiner Kunden arbeiten und nicht ewig warten, bis die Programme offen sind. Das Neue da ist viel besser als meine alte Krücke, liegen ja immerhin fünf Jahre dazwischen. Da kann das ja nur schneller sein“, sagte er. Ich habe widersprochen und erklärt, nicht das Alter, sondern die Ausstattung sei entscheidend.
Als ich die technischen Daten seines Altgeräts mit dem Neugerät verglichen habe, riet ich vom Einsteiger-Notebook ab. Sein ausgedienter Arbeitskollege wies einen Hochleistungsprozessor und eigenständige Grafikkarte auf und der Arbeitsspeicher lag bei 8 GB.
Im Vergleich zu dem anvisierten Neugerät ein echter Olympiasieger, denn es handelte sich hierbei um einen Einstiegsprozessor, Onboard-Grafikchip und nur 4 GB Arbeitsspeicher (wovon die Onboard-Grafik noch einmal bis zu 2 GB abzwacken kann). Sein altes Display hatte Full HD-Auflösung, also das schärfere Bild.
Leider gelang es mir nicht, den Kunden von der höheren Geschwindigkeit seines Altgeräts zu überzeugen und stattdessen zu einem Gerät für 799 Euro mit SSD/Festplatten-Kombination zu greifen. Er offenbarte mir den ursprünglichen Kaufpreis: 1.300 Euro. Das waren 950 Euro Unterschied zum Einstiegsgerät! Ein paar Tage später kam er zu mir zurück und wollte das Notebook kaufen (nachdem er in mehreren Läden laut eigener Aussage dasselbe zu hören bekam).
Wie du siehst, macht der Preis einen Unterschied in Qualität und Leistung. Wenn du die Irrtümer beachtest, lässt sich das Notebook kaufen entspannter gestalten.
Erkennst du einen Irrtum wieder und hast du ihn mal kennengelernt? Teile jetzt deine Meinung unten in den Kommentaren oder auf Facebook mit uns! Trau dich ruhig!